Johannes Gibt Uns…. Sozusagen Eine Formel Der christlichen Existenz: „Wir Haben Die Liebe Erkannt, Die Gott Zu Uns Hat, Und Ihr Geglaubt (1 Joh 4,16)

Wie sieht diese Liebe die Gott für uns hat, konkret aus? Wie können wir sie uns vorstellen? Ist sie ergründbar? Ist die nachvollziehbar? Ist die wahrnehmbar? Die Heilige Schrift nutzt ein breites Spektrum von Bildern, die uns helfen, Gottes Liebe für die Menschheit zu verstehen: Vater und Sohn, König und Untergebener, Hirte und Schafe, Weinstock und Reben, Haupt und Leib. Jesus vergleicht die Liebe sogar mit einer besorgten Henne, die ihre Küken unter ihren schützenden Flügeln sammelt.

All diese Bilder sind hilfreich. Aber Vergegenwärtigen sie tatsächlich und uneingeschränkt die göttliche Liebe zu uns Menschen. Doch häufiger als diese verwendet die Bibel hierfür ein Sakrament, dass dieses Bild, das Geheimnis der Liebe Gottes wahrhaft vermittelt, es für uns sichtbar macht und Wirklichkeit werden lässt. Wir sprechen vom bräutlichen Bild, die Vereinigung von Braut und Bräutigam.

Die Bibel beginnt mir der Ehe des ersten Mannes und der ersten Frau in Buch Genesis und sie endet in der Offenbarung des Johannes mit einer weiteren „Ehe“, der Hochzeit des Lammes, der „Ehe“ von Christus mit seiner Kirche. Die letzten menschlichen Worte in der Bibel zeugen von überschwänglicher Freude der Braut über das Kommen ihres Bräutigams: „Der Geist und die Braut  aber sagen komm!“ (Offb 22,17)

Die ganze Geschichte unserer Erlösung, die gesamte biblische Offenbarung ist „eingebettet“ in die Liebe, die ausgeht vom Bräutigam und von der Braut beantwortet wird. So geben uns diese bräutliche „Buch-Enden“ einen Schlüssel zur Interpretation für alles, was dazwischen liegt. Durch diese Brille erkennen wir, dass es von Ewigkeit Gottes Plan ist, sich mit uns zu „vermählen“ – sich mit ins in einem ewigen Austausch der Liebe zu vereinigen. Wenn wir diese Analogie noch vertiefen, sehen wir, dass Gott durch diese liebende Vereinigung mit der Braut die Braut mit dem ewigen Leben „schwanger machen“ will, das heißt, er möchte, dass wir sein Leben in Liebe empfangen und austragen.

Und diese Idee, dass wir mit dem göttlichen Leben schwanger werden, ist nicht nur ein Gleichnis. Stellvertretend für uns alle öffnete sich einst eine Frau so weit für die Liebe Gottes, dass sie wörtlich – und gewiss auch jungfräulich – göttliches Leben in ihrem Leib empfing. Auf diese Weise verwirklicht Maria, wie der Katechismus uns lehrte, auf vollkommene Weise den „bräutlichen Charakter der Berufung des Menschen zu Gott (KKK Nr. 505) In Maria sagte die Braut ja zum Heiratsantrag des ewigen Bräutigams.

Aber es geht noch tiefer. Gott wollte, dass dieser „eheliche Plan“ so klar und offenkundig für uns sei, dass er es in das Abbild unserer Natur einprägte, indem er uns als Mann und Frau erschuf und dazu berief, „ein Fleisch zu werden“. Paulus bezeichnete dieses Eins werden in einem Fleisch als „tiefes Geheimnis“, das auf die Einheit von Christus und der Kirche verweist. (vgl Eph 5,31-32) Unser Leib ist deshalb nicht nur etwas rein Biologisches, er ist auch etwas Theologisches. Ja, unser Leib ist ein Studium Gottes und ein Studium seines Planes der Liebe für das Universum. Geschaffen als Männer und Frauen, enthüllt unser Leib das Geheimnis der Leben spendenden Vereinigung, die von Ewigkeit her in Gott verborgen war. Mit anderes Worten soll der Eros (menschliche, erotische Liebe), wie Benedikt es in seiner Enzyklika beschreibt, ein Ausdruck von Agape (göttlicher, schenkender Liebe) sein.

Freilich bedeutet das keineswegs, das Gott „geschlechtlich“ wäre. Wir sind Abbild von ihm, nicht er von uns. Gottes Geheimnis ist und bleibt weit größer als das Bild von bräutlicher Liebe und Vereinigung. Zugleich aber gibt es, wie Johannes Paul einmal bemerkte, „keine andere menschliche Wirklichkeit, die menschlich gesprochen näher an das göttliche Geheimnis herankommen würde.“ (Homilie, 20 Dezember 1988)

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