„Es lieben nicht Geist oder Leib – Der Mensch, die Person, liebt als ein einziges und einiges Geschöpf, zu dem beides gehört. Nur in der wirklichen Einswerdung von beiden wird der Mensch ganz er selbst. Nur so kann Liebe – Eros – zu Ihrer wahren Größe reifen.“ (Nr. 5)

Johannes Paul II. drückte diesen grundlegenden Sachverhalt wir folgt aus: „Als Geist im Fleisch, das heißt die Seele, die sich im Leib ausdrückt, und als Leib, der von einem unsterblichen Geist durchlebt wird, ist der Mensch in dieser geeinten Ganzheit zur Liebe berufen. Die Liebe schließt auch den menschlichen Leib ein, und der Leib nimmt an der geistigen Liebe teil.“ (Familiares Consortio Nr.11)

Wenn uns dieses Verständnis der Vereinbarkeit fehlt, wird unsere Liebe unweigerlich entweder „angelistisch“ oder „animalistisch“ geprägt sind.

Eine angelistische „Liebe“ fürchtet sich mitunter in schrecklicher Weise vor dem Eros und seinen körperlichen Ausdrucksformen. Sie steht über den irdischen Dingen der Verworrenheit des Fleisches und Blutes und tarnt sich so als Tugend; in Wirklichkeit ist sie aber eine Form des Lasters.

Da Ihr der körperliche Ausdruck fehlt, hält sie die Liebe in einem selbstverschuldeten Zustand der Lähmung gefangen. Der angelistischen Liebe fehlt somit ein wesentliches Element zur wahren, gottgewollten Freude. Sie bleibt kalt, distanziert, zurückhaltend, müde und unmenschlich.

Eine animalistische „Liebe“ hingegen fürchtet sich manchmal sogar sehr vor den wahren Forderungen des Eros. Als solche ist auch sie unmenschlich. Sie vermag sich nicht der Sehnsucht des Geistes nach dem Ewigen zu unterstellen und stürzt sich so in eine nie endende Flut von vergänglichen Freuden und erwartet von ihnen etwas, das sie nicht geben können – Glück, Zufriedenheit, Erfüllung.

Die animalistische Liebe lockt ihre Opfer in einen sinnlosen, eskalierenden Kreislauf von immer neuen, ungeordneten Formen des Genusses, mit leeren Versprechen, dass diese neue Art der Befriedigung endlich Erfüllung bringt, was sie bewiesenermaßen niemals tut. Als Beispiel hierzu: Macht Promiskuität (Sex mit häufig wechselnden Partnern) glücklich?

Liebe in ihrer angelistischen oder animalistischen Variante kann niemand die Sehnsucht unseres Geistes-im-Fleisch oder unserer „Leib-Person“, die wir sind, erfüllen. Wonach sich der Mensch sehnt, wozu der Mensch geschaffen ist, ist fleischgewordene Liebe: ein göttliches Feuer, das den Leib in-spiriert und durch den Leib ausgedrückt wird. Deswegen verkündet die Kirche froh und freimütig der Welt, dass Christus – das fleischgewordene göttliche Liebesfeuer – die Antwort auf die menschliche Frage ist und dass der einzige Weg , die erfüllende Liebe zu finden. Es ist an uns, daran Feuer zu fangen und diesem Feuer zu erlauben, unsere Unreinheiten wegzubrennen und mit dieser Form der Liebe die Welt in Brand zu setzen. Auf diese Weise lernen wir zu lieben, wie Christus liebt.

Und wie liebt Christus? Er schenkt uns das Feuer des Heiligen Geistes durch seinen Leib, der für uns hingegeben ist. Aus diesem Grund wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein“ (Gen 2,24).

Aus welchem Grund? Um ein Abbild des göttlichen Liebesfeuers von Christus für seine Braut, die Kirche, zu sein und körperlich daran teilzunehmen (vgl. Eph 5,31-32). Das ist letztlich jene „wahre Größe“, vor der Papst Benedikt spricht.

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