Wenn Gott uns das Gebot der Liebe aufträgt, „schreibt (Er) und nicht ein Gefühl vor, das wir herbeirufen können. Er liebt uns, lässt uns seine Liebe sehen und spüren, und aus diesem zuerst Gottes, kann als Antwort auch die Liebe in uns aufkeimen.“ (Nr. 17)

Wir sind dazu berufen, zu lieben, wie Gott liebt. Dies stellt jedoch ein fundamentales Problem dar. Die göttliche Liebe (Agape), ist göttlich. Das bedeutet: Sie stammt nicht von uns. Doch Gott bietet uns die Möglichkeit, an seiner eigenen Natur, an seinem Feuer teilzuhaben – an seinem ewigen, ekstatischen Liebesrausch. In dem Maß, in dem wir diesem göttlichen Geschenk erlauben, uns zu durchdringen und zu erfüllen, „kann als Antwort auch in uns die Liebe aufkeimen,“ wie der Heilige Vater es ausdrückt.

Wir stellen fest, dass „die Heiligkeit an diesem tiefen Geheimnis gemessen wird, in dem die Braut mit der Hingabe der Liebe die Hingabe des Bräutigams erwidert (KKK, Nr, 773). Der Schlüssel für dieses Verständnis ist Maria. Als die Braut, ohne Flecken und Falten, geht Maria uns allen auf dem Weg der Heiligkeit, die das Mysterium der Kirche ausmacht, voran. „In diesem Sinne geht die marianische Dimension der Kirche der Petrusdimension voraus“ (KKK, Nr. 773).

Dieser Text ist sehr reich und er kann uns helfen das Zitat von Papst Benedikt besser zu verstehen. Die Kirche ist sowohl „Maria“ als auch „Petrus“. Die marianische Dimension der Kirche bezieht sich auf das kontemplative Mysterium der Kirche als Braut, die als solche eingeladen ist, sich zu öffnen und das Geschenk des Bräutigams zu empfangen.

Nur durch eine solche Empfangsbereitschaft wir die Kirche „göttliches Leben in sich tragen“. Die „Petrusdimension“ der Kirche bezieht sich auf ihre apostolische Tätigkeit, auf ihren Auftrag, Christus der Welt zu verkünden – in Erinnerung an ihn („Tut dies zu meinem Gedächtnis“). Aber die Kirche kann nur geben, was sie zuerst selbst empfangen hat (sie kann nichts selbst erfinden, sondern nur in Anlehnung an ihn handeln.

Daher geht der Petrusdimension in die marianische voraus, das Empfangen kommt immer vor dem Hinausgehen und Verkünden. Wäre dem nicht so, würde die Kirche nicht Christus verkünden, sondern eine eigene Idee, etwas rein Menschliches.

Das gilt für jeden einzelnen Gläubigen auf seine spezifische Weise. Wir müssen kontemplativ (betrachtend) sein, bevor wir aktiv sind. Wir müssen empfangen, bevor wir geben. Wir müssen erfüllt werden, bevor wir ausgießen können. Falls nicht, werden wir die Liebe, zu der Gott uns ruft, für unmöglich halten und wir werden uns unweigerlich mit einer selbst erfundenen Liebe abfinden. Ohne eine „marianische“ Perspektive der Liebe – das heißt dass wir uns zunächst der Liebe Gottes öffnen – wird der Eros von der Agape getrennt. Maria ist also diejenige, die uns die wahre Bedeutung des Eros zeigt! Der wahre Eros ist immer offen für das göttliche, das uns durchdringend erfüllen möchte. Ja, das wahre Ziel des Eros ist, und für das Göttliche zu öffnen. Daher ist es Maria, die uns auf dem Weg, die Liebe zu erlernen, vorangeht.

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