„Heute wir dem Christentum der Vergangenheit vielfach Leibfeindlichkeit vorgeworfen, und Tendenzen in diese Richtung hat es immer gegeben.“ (Nr.5)

Selbst Papst Benedikt stimmt darin zu, dass es im Christentum eine Tendenz gegeben hat, die sich gegen den Körper richtete. Dabei muss man jedoch unterscheiden zwischen dem, was die Kirche lehrt, und dem, was einige Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche meinen. Ist es nicht so, dass die Kirche immerzu die Schönheit und Würde des Leibes sowie der ehelichen Liebe verteidigte? Und dies gegen alle denkbaren Häresien, die sich ihr entgegenstellten.

Die kirchliche Lehre unterstreicht, dass Mensch das leibliche Leben nicht geringachten darf (KKK, Nr. 364). Dennoch schreiben zahlreiche christliche Schriftsteller der Kirchengeschichte wenig schmeichelhafte, mitunter sogar verächtliche Kommentare über den Leib und die Sexualität. Selbst heute betrachten viele Menschen, die in der Kirche aufgewachsen und „katholisch“ erzogen worden sind, den Geist als „gut“ und ihren Körper als „schlecht“. Solche eine dualistische, manichäische Sicherweise könnte vom Denken der Kirche nicht weiter entfernt sein!

Einige berufen sich sogar auf die Bibel selbst und meinen, diese würde den Körper für schlecht erklären.

Wenn zum Beispiel der heilige Paulus Geist und Fleisch in Gegensatz setzt und sagt, wir sollen uns vom Ersteren bestimmen lassen und nicht vom letzteren (vgl. Röm 8 und Gal 5), dann meint er damit nicht, wir sollen den Leib zugunsten des Geistes ablehnen. In der Perspektive der Fleischwerdung, wie sie den christlichen Aposteln zueigen ist, sagt Paulus, dass wir den Heiligen Geist in unseren Leib einlassen sollen, sodass alles, was wir mit unserem Leib tun, von Gott inspiriert wird.

So wie Christus müssen wir Gottes Leben in uns Fleisch werden lassen. Und unseren Leib sollen wir als geistiges Opfer darbringen (vgl. Röm 12).

Daraus zu schließen, dass Paulus den menschlichen Leib verdammt würde bedeuten, die manichäische Mentalität zu akzeptieren. Der Manichäismus ist eine Häresie, die den Leib abwertet. Ja, in der Tat betrachtet man in ihm die körperliche Welt als Quelle des Bösen. In seiner Theologie des Leibes beschreibt Johannes Paul II. den enormen Unterschied zwischen Manichäismus uns Christentum. „Während für das manichäische Denken, Leib und Geschlechtlichkeit sozusagen einen „Unwert“ darstellen, sind sie für das Christentum ein „nicht hinreichend gewürdigter Wert“ (TDL, 22.10.1980). Mit anderen Worten, wenn der Manichäismus sagt: „Der Körper ist schlecht“, sagt das Christentum: „Der Leib ist so gut, dass wir bisher nicht begriffen haben, wie gut er ist.“

Der christliche Glaube „dämonisiert“ den Körper nicht, wie oftmals behauptet wird. Die Dämonen sind es, den Körper dämonisieren. Und dann beschuldigen die Braut Christi die Kirche für deren schmutzige Arbeit!

Der christliche Glaube vergöttlicht den menschlichen Körper. Durch die Gnade der Menschwerdung wird der menschliche Leib fähig, an der göttlichen Natur Anteil zu haben (vgl. 2 Petr 1,4). Ja, die katholische Kirche glaubt sogar, dass in diesem Augenblick ein männlicher und weiblicher Körper (Jesus und Maria) an der ewigen Liebesfreude der göttlichen Dreifaltigkeit teilnehmen. Und die Kirche lehrt, dass Gott auch jeden von uns genau dazu einlädt – mit Seele und Leib. Darüber hinaus glaubt die Kirche, dass die Vereinigung von Mann und Frau in „einem Fleisch“ dafür gedacht ist, ein irdischer Vorgeschmack, eine kleine Vorahnung jenes ewigen Liebesaustausches sein, den wir in der himmlischen Herrlichkeit erfahren. Niemand kann sich nur im Entferntesten die Freude vorstellen, die uns erwartet. Doch die Liebesvereinigung von Braut und Bräutigam schenkt uns eine Duftnote, eine kleine Vorschau. Nehmen Sie das an! Könnte es einen gewaltigeren, schöneren Ausblick für den menschlichen Leib und die Vereinigung der Geschlechter geben?

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