Der heilige Dismas – ein Krimineller unter dem Kreuz, auf ewig gerettet durch die vollkommende Reue

Jesus Christus starb nicht allein am Kreuz – zu seinen Seiten wurden zwei Verbrecher hingerichtet. Über sie ist nicht viel bekannt, religiöse Schriften und Zeitzeugenberichte wie die Pilatusakten berichten, dass sie Dismas und Gestas hießen. In biblischen Texten hingegen werden ihre Namen nicht genannt, sie werden als Schächer, ein anderes Wort für Verbrecher, bezeichnet und nur kurz erwähnt. Einzig der Evangelist Lukas beschreibt, wie unterschiedlich die beiden Schächer auf Jesus reagierten: der Schächer zur Linken Jesu, fordert diesen heraus und verspottet ihn, während derjenige zur Rechten Jesu seinen Lebenswandel bereut und sich zum Glauben an Christus, den Sohn Gottes, bekennt. Man merkt das sich die Gesinnung des Dismas’ während der Kreuzigung total veränderte, als er Zeuge wurde, wie Jesus trotz unendlicher Qualen für seine Peiniger betete und ihnen vergab. Er erkannte in ihm den Herrn, fand innerhalb eines Augenblickes und kurz vor seinem Tod nicht nur zum Glauben, sondern zur vollkommenen Reue aus Liebe zu Gott, die man an dem Ausspruch „Uns geschieht recht, wir empfangen, was unsere Taten verdienen!“ (Lk 23,41) erkennt. Nach dem Evangelisten Lukas bittet er Jesus noch darum, dass er an ihn denken möge, wenn er in sein Reich heimkehrt. Jesus verspricht ihm daraufhin, er werde «noch heute mit ihm im Paradies sein».
Somit wandelte Dismas sich am Kreuz nicht nur vom Verbrecher zum Bekehrten, sondern sogar zum Heiligen.

Dismas wird in den Ostkirchen oft auf Ikonen dargestellt; da er bei der Kreuzigung der Schächer auf der rechten Seite Jesu war. Bei Kreuzigungsikonen wird der Kopf Jesu nach rechts geneigt gezeigt, womit die Annahme des Sünders durch seine vollkommene Reue symbolisiert wird. Dismas ist also der Grund, warum Christus auf Ikonen sein Haupt stets nach rechts geneigt hält – er ist also in jeder Darstellung des Gekreuzigten präsent, wenngleich meist nicht sichtbar.

Auf mittelalterlichen Gemälden erscheint teilweise ein Engel, der seine gerettete Seele ins Paradies führt. Bei einer bestimmten Art von Auferstehungsikonen führt Dismas mit seinem Schächerkreuz die alttestamentlichen Heiligen an und klopft als erster an der Tür des Paradieses.

In der Göttlichen Liturgie des Johannes Chrysostomos, die in der orthodoxen Kirche ihren Platz hat, wird sein Ausspruch „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“ vor der Austeilung der Kommunion dreimal vom Priester gesprochen.

Dismas ist Schutzpatron der italienischen Stadt Gallipoli in Apulien. Er gilt als Patron der zum Tode Verurteilten, Gefangenen und Totengräber. Aus diesem Grund wurden früher am Fuße von Galgenbergen teilweise Dismasstatuen aufgestellt, an denen der Verurteilte vor der Exekution ein letztes Gebet sprechen konnte.

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