Auszug aus dem Buch von Robert Kardinal Sarah „Weckt eure Liebe auf“

Der gute Kampf für die Familie
Heute erleben wir in besonderer Weise eine heftige, unverhüllte Konfrontation zwischen dem „Geist der Welt“ und dem „Heiligen Geist“. Ich möchte dies genauer erklären. Wir wissen von heiligen Paulus, dass in den Anfängen der Kirche, zum Beispiel in Rom, der kulturelle Hintergrund unseren heutigen Zuständen sehr ähnlich war: Die Gesellschaft banalisierte Ehebruch, Untreue, Polygamie, Homosexualität, Abtreibung…..

In jener Zeit ließen sich dich Christen auf keinen Kompromiss ein; sie blieben dem Evangelium treu, selbst wenn ihr Zeugnis der vorherrschenden Kultur widersprach. Durch ihr standhaftes Beispiel, ihren starken Glauben und ihr entscheidendes Festhalten an Jesus Christus konnten sie im heidnischen Teig jener Zeit Sauerteig sein, sodass nach und nach immer mehr Völker bekehrt wurden. Auch Europa wurde christlich; es erblühte eine vom Christentum geprägte Kultur, wo die Ehe und insbesondere die Würde der Frau, die Familie, die Achtung der Kinder von ihrer Empfängnis an eine Selbstverständlichkeit waren. Unsere Stammväter im Glauben wählten also den „Heiligen Geist“ und nicht den „Geist der Welt“, auch wenn der Preis dafür Spott, Diskriminierung oder gar das Martyrium war. In den Jahren 2012 und 2015 fanden zwei Synoden über die Familie statt. Man befand sich – zumindest im Westen – in einem sozialen und kulturellen Kontext, der dem antiken Rom glich: Verachtung der nach Gottes Abbild geschaffenen menschlichen Person, Profanierung des Geschlechtsverkehrs, Degradierung des menschlichen Körpers zu einem Lust- und Handelsobjekt, Banalisierung und Legalisierung der einvernehmlichen Scheidung, der provisorischen zivilen Lebenspartnerschaft, der Verhütung und Abtreibung, der Genmanipulation und der In-Vitro-Fertilisation mit den Töten der unerwünschten Föten, die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Doch leider schlich sich in diesen Synoden über den Umweg eines irrigen, theologisch-pastoralen Alibis die Versuchung ein, dem heute herrschenden Weltgeist Zugeständnisse zu machen: Die Lehre der Kirche wurde an die Realität der gegenwärtigen Welt angepasst oder theologisch aufgedrückt: Die kirchlichen Grundsätze wurden an pastorale Sonderfälle angepasst. Die große Begeisterung für dieses Modell, das allerdings keine neue Entdeckung was (man denke an die abwegigen Theorien Hans Küngs….), eine Begeisterung, die durch selbstgefällige, darunter auch katholische Medien verbreitet wurde, zog mehrere Bischöfe auf ihre Seite, von denen es sogar einer wagte, dieses Paradigma als „Quelle der Offenbarung“ zu bezeichnen.
Der Boden ist also bereit für die letzte Revolution, die auch dem „endzeitlichen Kampf“ in der Apokalypse entspricht. Es ist die sogenannte Genderrevolution, die das Individuum zu einem Zombie macht. Es ist der totale, radikale und absolute Nihilismus, der das Ende der Menschheit ankündigt. Die Stunde ist gekommen für den Kampf zwischen der Finsternis, in der die mit den Dämonen des freidenkerischen Nihilismus kämpfende Menschheit untergeht, um dem Licht, das allein die Kirche wie eine Fackel hochhält. Diese Fackel gleicht allzu oft jener kleinen Flamme der Hoffnung, die Charles Peguy schon vor einem Jahrhundert besang und die kein Unwetter auszulöschen vermag. Denn unser Glaube an Christus, das Fundament unserer Hoffnung, unser Glaube an den auferstandenen Jesus, den Neuen Menschen, den menschgewordenen Gott. Er ist diese Fackel, das Leuchtfeuer, das unser Leben erleuchtet und unser Bewusstsein, als Mann und Frau „nach Gottes Bild und Gleichnis“ geschaffen zu sein.

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