Matthias und ich (Rita) sind beide in einer praktizierenden katholischen Familie aufgewachsen. Durch eine katholische Jugendgruppe, welche sich wöchentlich traf, haben wir uns näher kennen- und lieben gelernt. Für mich war immer klar, dass ich mit Sex bis zur Ehe warten möchte. Diese Meinung teilte zum Glück auch Matthias. Als unsere Beziehung begann, stand ich erst am Beginn meiner Ausbildung und war noch sehr jung. Ich fühlte mich geschmeichelt von den Liebeserweisen, die Matthias für mich tat. Aber wusste ich wirklich schon was ich wollte? Was eine Beziehung bedeutet? War ich bereit, Zeit für die Beziehung zu investieren, auf einiges zu verzichten? Zudem würde es noch einige Jahre dauern, bis wir heiraten konnten. Können wir so lange warten?
Da wir viel Zeit alleine verbrachten, war die Herausforderung schnell da, die gesetzten Grenzen an Zärtlichkeit und Nähe auch einzuhalten. Wir spürten beide eine starke, besonders körperliche, Anziehung zueinander. Aber ist das die richtige Anziehung? Reicht dies für eine gute fundierte Beziehung? Nach langer Zeit des Ringens, mit Hilfe guter Gespräche habe ich mich entschieden, noch einmal zu bremsen. Ich musste mir eingestehen, dass obwohl ich Matthias sehr mag, noch nicht genug reif für eine gute, reine Beziehung war. Matthias fiel diese Entscheidung schwer, obwohl er damals schon wusste, dass er schon bald für 2 Jahre in die Schweizergarde nach Rom gehen wird und aus unserer Beziehung eine Fernbeziehung werden würde.
So gingen wir also in Freundschaft und mit gegenseitigem Einverständnis, wohl schweren Herzens wieder getrennte Wege. In den kommenden 2 Jahren hatten wir keinerlei Kontakt. Jeder liess den anderen noch einmal ganz los. Matthias konnte seine Zeit in Rom so ohne „Verpflichtungen“ und „Bindung“ geniessen. Auch ich bin über diese 2 Jahre Freiheit sehr dankbar. In meinen jungen Jahren konnte ich so erst einmal noch im Glauben und in meiner Persönlichkeit reifer werden. Noch einmal prüfen und offen sein für die Berufung, welche Gott für mich vorgesehen hat.
Ich legte es Maria hin, was passieren würde, wenn Matthias von Rom zurückkehrt. Als Matthias zurückkam, war die Zuneigung zueinander sofort wieder da. Diesmal anders, schöner, für mich viel überzeugter und klarer. Der Wunsch war da eine gemeinsame Zukunft zu haben, eine Familie zu gründen. Das Vergangene musste natürlich erst aufgearbeitet und die 2 Jahre nachgeholt werden. Doch so wurde uns klar, dass es so gut war und dass wir nun auf einer ganz anderen Ebene neu beginnen konnten.
An einem Jugendtreffen hörte ich dann von „Reine Herzen“. Obwohl für uns schon klar war, dass wir bis zur Ehe warten wollten, haben wir dieses Versprechen abgelegt, um unsere Entscheidung so noch zu verstärken und noch mehr in Gottes Hände zu legen. Nun folgte die Zeit mit der Vorbereitung auf die Hochzeit. Die Freude auf die gemeinsame Zukunft wuchs, aber auch immer mehr die Sehnsucht, sich ganz dem Anderen zu schenken. Es war eine Herausforderung mit dieser Sehnsucht richtig umzugehen. Im Nachhinein mussten wir eingestehen, dass es nicht immer sinnvoll war und es nicht einfacher machte, viel Zeit alleine in unseren Zimmern zu verbringen.
Was uns im Umgang mit dieser Sehnsucht und mit dem Thema Sexualität geholfen hat war das Buch „Theologie für Anfänger“ sowie die Sakramente (Beichte, Hl. Kommunion) und die Anbetung. Um uns für den Schlussspurt noch einmal zu motivieren hatte ich die Idee, für jede Woche, welche wir das Versprechen hielten eine Stoffrose zu basteln, mit dem Ziel, dass an unserer Hochzeit ein grosser Rosenstrauss den Muttergottesaltar schmücken wird. Mit Freude und Dankbarkeit über das Geschenk der Reinheit durften wir dann an unserer Hochzeit die Muttergottes mit den Rosen grüssen. Jetzt nach 2,5 Jahren Ehe sind wir unendlich dankbar, dass wir gewartet haben. Die Sexualität ist so ein Geschenk und etwas Schönes, wenn sie unter dem Mantel der Ehe steht.
Rita und Matthias