Pier Giorgio Frassati  –  Teil 2 –  Ein strahlendes Leben der Heiligkeit und Reinheit

Gebet

Pier Giorgio war ein Mensch des Gebets. Er schlief mit dem Gebet ein und stand früh auf, um Zeit für das Gespräch mit Gott zu haben. In vielen Briefen bat er um Gebet für sich und versprach anderen, für sie zu beten: „Ich bitte dich, dass du viel für mich betest, denn ich brauche dies ganz dringend, um bei Gott Gnade zu erlangen, die mir erlauben wird, meine Pläne erfolgreich zu Ende zu führen… Nur Gebet kann auch bewirken, dass Gott die ersehnte Besserung sendet. „Jeder Tag ist ein unaufhörlicher Dialog mit Gott: während der hl. Messe, bei der Anbetung, bei der Lektüre der Heiligen Schrift oder während des Rosenkranzes, der eines seiner Lieblingsgebete war und von Pier sehr oft gebetet wurde, z.B. wenn er zum Marienheiligtum in Orope pilgerte, während einer Spaziergangs, einer Straßenbahn- oder Zugfahrt, wie auch abends auf Knien. Er zeigte manchmal seinen Rosenkranz vor und sagte dabei: „Mein Testament trage ich immer in der Hosentasche mit “

Man darf keinen Menschen in seiner Not alleinlassen

Pier Giogio war von jüngsten Jahren an besonders sensibel für die Armut und das Elend anderer. Als Junge sagte er einmal zu seinem Freund: „Man darf keinen Menschen in seiner Not alleinlassen.“ Und wirklich: Wenn jemand Hilfe brauchte, machte sich Pier sofort ans Werk. Häufig gab und half er mehr, als von Ihm erwartet wurde. Er suchte selbst nach Menschen, denen er helfen konnte, und damit der keinen vergaß, machte er sich Notizen. Wenn er etwas versprach, hielt er immer Wort. Es passierte, dass er bei starkem Frost ohne Mantel oder Schuhe nach Hause kam, weil er sie unterwegs einem Armen geschenkt hatte. Er suchte den Arbeitslosen Arbeit, rief den Arzt oder den Priester für die Kranken oder bemühte sich um einen Platz im Krankenhaus für sie. Er half Kindern aus zerrüttenden Familien und Menschen die keine Rechte hatten. Im Kloster der Schwerster der Unbefleckten Empfängnis lebten mehrere verwaiste Mädchen, für deren Lebensunterhalt er aufkam. In der Buchhandlung kaufte er Messbücher, Evangelien oder Ausgaben von die Nachfolge Christi“, wobei er die Andressen von Menschen angab, an die diese Werke gesendet werden sollten. Armen Studienkollegen schenkte er Bücher, zahlte die Studiengebühren für sie oder bemühte sich um Nachhilfestunden. Er sagte: „Um einen Armen oder vom Unglück getroffenen Menschen herum sehe ich ein besonderes Licht, das wir nicht haben.“ Pier Giorgio beließ es nicht bei materieller Unterstützung für Armen. Er wusste sehr gut, dass es oft genügt, bei ihnen zu sein und ihnen zuzuhören; dass es genügt, sie spüren zu lassen, dass jemand ihnen nahe ist, um sie aus dem größten Elend herauszuholen, zu dem Elend, das durch Verachtung und Verlassenheit verursacht wird. Pier Giorgio dachte nicht einen Augenblick daran, was andere über ihn sagen könnten; in seinem ganzen Leben wandte er nur eine Regel an: „Was wird Gott über mich denken? Wenn er wusste, dass er für Gott arbeitete, konnte ich nichts aufhalten, weder Spott, noch erstaunen eines Bekannten, der sah, wie er einen Wagen mit Möbeln für die Armen hinter sich herzog.

Die Liebe zur Eucharistie

In Piers Leben stellte die Eucharistie das Zentrum seines geistlichen Lebens dar. Seit dem Moment, da er erfuhr, was die die Heilige Messe ist, schätze und liebte er sie. „Viele Male“ so sein Lehrer Antionio  Fossati, „nahm ich an Bergtouren mir Pier teil. Während jedes Ausfluges erstaunte er uns mit seiner körperlichen und moralischen Kraft, denn er wollte das angestrebte Ziel mit nüchternen Magen erreichen, um zur hl. Kommunion gehen zu können. Er nahm keinerlei Rücksicht darauf was die Leute über ihn sagen würden. Seine absolute Ehrlichkeit erstaunte und wirkte erbauend. Piers Briefe an verschiedene Freunde zeugen ebenfalls von der Reinheit die sein ganzes Leben durchdrang. Unter den Beurteilungen die seine Berichtväter über ihn aussprachen, sind die Worte des Pfarrers von Forte besonders beachtenswert: „Es wird wohl kein Geheimnisverrat sein, wenn ich sage das Pier Giorgio im August 1924 noch genauso unschuldig war, wie im Augenblick seiner Taufe. Seine Freunde erinnern sich an kein einziges Gespräch, während dem  Pier Giorgio ein unangebrachtes Wort über die Lippen gekommen wäre. Sie bemerkten auch nicht. Dass auch nur ein einziger seiner unzähligen Scherze auch nur im geringsten Maße gegen die Reinheit verstoßen hätte. Pier war von Natur ein frohsinniges Gemüt. Wo wer war, musste man immer viel lachen geben. Kaum jemand wusste, dass er mehr Gründe für Traurigkeit hatte als viele andere, aber er war so selbstbeherrscht, dass er sich vor den Menschen nie anmerken ließ, wenn ihm irgendetwas fehlte. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, durch seine Freude Freund für Gott zu gewinnen.

Der schönste Tag

Nach dem Tod eines Freundes, der an Tuberkulose gestorben war, schrieb Pier: „Der Tod ist ein erstaunliches Geheimnis, er wählt nicht aus. Einmal wird er sich auch mir nähern und meinen Körper zu Staub machen. Doch abgesehen vom Körper gibt es noch eine Seele, und wir müssen unsere ganze Kraft darauf konzentrieren, dass sie ohne Schuld vor Gottes Gericht erscheinen kann. Vom heutigen Tag an werde ich täglich eine kleine Vorbereitung auf den Tod machen, damit ich in jenem Augenblick nicht unvorbereitet dastehe, und die wunderschönen Jahre meiner Jugend nicht bereuen muss, weil sie für den Geist verloren gegangen sind.“ Vor der tiefen Reinheit zeugen auch andere Aussagen von Ihm: „Der Todestag wird der schönste meines Lebens sein.“ Inspiriert von den fesselnden Predigten von Savonarola und den Schriften der hl. Katharina von Siena trat er 1922 in den Dritten Orden des Hl. Dominikus ein und wählte für sich den Namen Girolamo. Und dieser Tod kam bald. In Alter von nur 24 Jahren erkrankte Pier Giogio schwer an der damals unheilbaren Heine-Medin Krankheit (Kinderlähmung (Poliomyelitis, kurz Polio) ist eine Viruserkrankung, die durch Polio-Viren verursacht wird. Mediziner bezeichnen diese Erkrankung auch als Heine-Medin-Krankheit. Poliomyelitis ist eine nicht heilbare Entzündung von Nervenzellen im Rückenmark), mit der er sich bei einem armen Kranken angesteckt hatte. Nach sechs Tagen schrecklichen Leidens starb er am 4. Juli 1925 im Alter von 24 Jahren. Seine letzte Sorge galt den die Armen. Am Vorabend seines Todes, mit gelähmter Hand und kaum lesbarer Schrift, erinnerte er einen Freund an die Injektionen für Converso, einen von ihm betreuten Armen. Die Nachricht von Piers Tod verbreitete sich sehr schnell in Turin. Die Menschen kamen in Scharen zu seiner Beerdigung, und gingen in nicht enden wollenden Reihen an seinem Sarg vorbei. Er waren dort sehr viele Arme, um die sich Pier gekümmert hatte. Von Mund zu Mund wurde weitergegeben. Das war ein Heiliger! Auf seinen Grabstein schrieb man die Worte ein, die der Engel nach der Auferstehung Christi gesagt hatte: „Warum such ihr den Lebenden bei den Toten?“ Papst Franziskus charakterisierte ihn so: „Pier Giorgio war ein junger Mann, der verstanden hatte, was es heißt, ein barmherziges Herz zu haben, dass für die Bedürftigsten offen ist. Er gab ihnen viel mehr als materielle Gaben, er gab sich selbst, er opferte seine Zeit, seine Worte, seine Fähigkeit zuzuhören. Er diente den Armen mit großer Diskretion, ohne sich dessen jemals zu rühmen. Er lebte wirklich das Evangelium. Aufgrund der zahlreichen Tugenden Piers, ermunterte der Heilige Vater die Jugend: „Seid wie Frassati!“ Auf Entscheidung des Papstes wurden die Reliquien des seligen Pier Giorgio zum Weltjugendtag nach Krakau gebracht.

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