Liebe und verliebt sein

Verliebt zu sein ist etwas anderes als „Liebe auf den ersten Blick“. Lieben „auf den ersten Blick“ kann man nämlich eigentlich gar nicht. Liebe muss wachsen. Auf den ersten Blick kann ich eine Person nur äußerlich attraktiv finden und mich rein äußerlich in sie verlieben. Lieben kann ich eine Person aber erst dann, wenn ich sie auch wirklich kenne. Dann wandelt sich das Verliebt-Sein in echte Liebe: Ich will in erster Linie nicht mehr mein eigenes Wohl, das beim Verliebten darin besteht, möglichst häufig in der Nähe der geliebten Person zu sein. Vielmehr möchte ich nun in erster Linie das Wohl des anderen. Ich schaue nicht mehr auf mich, sondern auf mein Gegenüber.

Sicherlich: In der Realität läuft es oft ein wenig anders. Männer sprechen den Satz mit den drei Worten – „Ich liebe Dich“ – gerne relativ früh aus. Sie wollen die Dame, in die sie sich verliebt haben, für sich gewinnen und immer mit ihr zusammen sein. Möglicherweise wissen sie dabei noch gar nicht, worauf sie sich hier einlassen. Wesentliche Fragen, von denen der Fortbestand der Beziehung abhängt, sind nämlich noch gar nicht geklärt: Wie wollen wir unsere Beziehung gestalten? Welche Rolle spiele ich, welche Rolle spielst Du? Wie verbindlich ist unsere Beziehung? Gerade deshalb empfiehlt es sich, nichts zu übereilen. Spreche ich den Satz „Ich liebe Dich“ zu früh aus und entscheide mich später dann doch dagegen, bleiben oft tiefe Verletzungen. Kaum etwas im Leben ist so frustrierend wie das Wort „Schluss machen“: Ich beende unsere Beziehung. Du bist mir doch nicht so wichtig, wie Du vielleicht gedacht hast. Oder: Vielleicht hätten wir doch ein wenig länger warten sollen, bis wir „in einer Beziehung“ sind.

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